Kein Bock zu trauern - let's do it
Die meisten von uns trauern nicht gerne. Und noch mehr von uns haben schon einmal Trauer erlebt. Vielleicht im Großen, wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben. Vielleicht im Kleinen, wenn der schöne Urlaub vorbei ist (dafür bin ich übrigens prädestiniert...).
Trauer gehört zu den (vermeintlich) negativen Gefühlen, auf die wir keinen Bock haben. Sie sind schmerzhaft, unangenehm und fühlen sich in aller Regel richtig ätzend an. Und sie sind wichtig.
Wenngleich immernoch ein ziemliches Tabu-Thema in unserer westlichen Gesellschaft, besitzt auch Trauer eine wichtige Funktion für uns Menschen. Sie hilft uns, mit einem Verlust umzugehen. Und ihre kleine Schwester, die Traurigkeit, zeigt uns immer wieder auf, was uns wirklich wichtig ist: wir trauern nur um das, was für uns wirklich wertvoll ist. In den Worten von Susan Cain: “Erinnere Dich an die sprachlichen Ursprünge des Wortes Sehnsucht: Der Ort, an dem du leidest, ist der Ort, an dem du dich sorgst. Du leidest, weil du dich sorgst.“
Viele wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungsberichte zeigen, welche Bedeutung Trauer auch im beruflichen Umfeld haben kann und wie Menschen nach einem großen Verlust nicht weitermachen, sondern vorwärts gehen sollten.
Klar ist: Trauer und Schmerz gehören zum Leben dazu. Je früher wir das annehmen, desto besser wird es uns gehen. Let’s do it.
🔎 Aus der Theorie & Praxis
Der Unterschied zwischen wütenden und traurigen Führungskräften
Führungskräfte glauben oft, dass sie Wut zeigen sollten, um ihre Untergebenen gefügiger zu machen. In ihrer Studie geht Tanja Schwarzmüller der Hypothese auf den Grund, dass der Unterschied zwischen wütenden und traurigen Führungskräften nicht in der relativen Menge an Macht besteht, sondern vielmehr in der Art der Macht, die diese Führungskräfte ausüben.
Das Experiment beschreibt Susan Cain in ihrem Buch “Bittersweet” wie folgt: Um dies zu testen, entwarfen sie eine Reihe von Studien, in denen Probanden Videos von Schauspielern gezeigt wurden, die als Unternehmensleiter gekleidet waren und eine Rede über das schlechte Geschäftsjahr ihres Unternehmens hielten. Die "wütenden" Schauspieler runzelten die Stirn und schrien, mit zusammengekniffenen Augen und geballten Fäusten. Die "traurigen" Führungskräfte standen mit locker an der Seite hängenden Armen da und sprachen in langsamen, düsteren Tönen.
Die Forscher fanden heraus, dass die wütenden Anführer als diejenigen wahrgenommen wurden, die in der Lage waren, ihre Anhänger zu belohnen oder zu bestrafen: Mit anderen Worten, sie hatten mehr "positionelle" Macht als die traurigen Führungskräfte. Melancholische Führer hatten jedoch eher persönliche Macht. Sie erweckten mehr Loyalität bei ihren hypothetischen Anhängern, die weniger geneigt waren, sie zu sabotieren, und sich eher "akzeptiert und geschätzt" fühlten".
In Kürze: Es ist zwar richtig, dass wütende Führungskräfte von anderen als mächtiger wahrgenommen werden, aber die Belegschaft kann sich leichter mit denen verbinden, die verletzlichere Gefühle zeigen.
Der Unterschied zwischen Weitermachen und Vorwärtsgehen
In ihrem TED Talk “We don’t move on from grief, we move forward with it” (Englisch) beschreibt Nora McInerny ihre Erfahrungen nach dem Tod ihres Ehemanns, insbesondere die Reaktionen aus ihrem Umfeld.
Im Kern thematisiert sie die bittersüße Natur unserer Existenz, die sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und Trauer aufspannt. Nachdem sie ihren Mann Aaron durch einen Hirntumor verlor, sucht sie den Austausch mit anderen trauernden Parnter und fragt, welche Ratschläge in Bezug auf Trauer sie am meisten gehasst hätten. Die häufigste Antwort der Befragten: die Ermahnung, einfach "weiterzumachen".
💬 On words
"We're taught to think of our psychic and physical wounds as the irregularities in our lives, deviations from what should have been; sometimes, as sources of stigma. But our stories of loss and separation are also the baseline state, right alongside our stories of landing our dream job, falling in love, giving birth to our miraculous children." – Susan Cain | Bittersweet.
💎 Kunst*Fund*Gold*Stück
Gar nicht traurig über die Vergänglichkeit, sondern stolz auf seine Kunst ist Justin Bateman, auch bekannt als Pebble Picasso. Wenngleich seine aus Steinen (engl. pebbles) gelegten Portraits nach einiger Zeit wieder unauffällig in der Natur verschwinden, zeugen die Fotos von Momenten der Vollendung: eine bittersüße Erfahrung an diesen einzigartigen Augenblick (Coverbild: Artikel in The Sun).
🧭 Zum Nachdenken und -spüren
Welche Assoziationen hast Du zu Sehnsucht? Und zu Melancholie? Nach was sehnst Du Dich momentan am meisten?
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