Deutscher Durchschnitt oder Pech?
Du bist nicht wirklich glücklich? Dann bist du in guter Gesellschaft. Aber was ist Glück überhaupt? Und wenn ja, wie viele?
Niemand ist immer glücklich. Aber manche öfter als andere.
Und du? Meistens happy oder eher selten?
Falls zweiteres, bist du in guter Gesellschaft — leider.
So richtig glücklich sind die Deutschen nicht. Laut dem aktuellen Glücksreport (World Happiness Report 2024) sogar so unglücklich wie selten zuvor: Wir sind um acht Plätze auf Rang 24 weltweit abgerutscht.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Folgende Einflussfaktoren wurden gemessen:
Bruttoinlandsprodukt
Lebenserwartung
Jemanden zu haben, auf den man zählen kann
Die Freiheit, Entscheidungen im Leben zu treffen
Großzügigkeit
Grad der Korruption im Land
Punkte 1, 2 und 4 liegen nur bedingt in unserer Hand (und 6 hoffentlich auch). Punkte 3 und 5, nämlich Beziehungen und Großzügigkeit, sind näher dran an am Alltag.
Was uns helfen kann, persönliches Glück zu erleben — und was Glück überhaupt ist, darüber haben sich schon viele Wissenschaftler und Philosophen Gedanken gemacht. Ein paar Insights gibt’s hier im Newsletter.
P.S. Warum Glück etwas anderes als Sinn ist, darum geht’s ein anderes Mal. Wie immer mit Forschungsergebnissen und Praxisbezug.
💬 On words
Langsames Glück verlangt lebenslanges Engagement von Hirn und Herz. Schnelles Glück will man haben, langsam glücklich wird man. – Rebekka Reinhard, Die Kunst, gut zu sein
🔎 Aus der Neurowissenschaft: drei Arten von Glück
Der Mediziner Tobias Esch beschreibt in einem kurzen Video eindrücklich drei Arten von Glück aus neurowissenschaftlicher Sicht: Vorfreude, Erleichterungsglück und Glückseligkeit. Was davon hast du zuletzt empfunden?
Vorfreude: wenn wir etwas erwarten und “ersehnen” oder wenn etwas sehr abenteuerlich oder aufregend ist.
Meist von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen empfunden, die noch besonders neugierig auf ihr Leben sind;
eher ich-zentriert;
entspricht dem Bedürfnis nach Wachstum, Autonomie und Freiheit.
Erleichterungsglück: wenn wir etwas gar nicht wollen und froh sind, dass wir es vermeiden können oder es eine Pause macht. In diese Kategorie fällt auch das Glücksempfinden, wenn z.B. während einer Krankheit einmal keine Schmerzen auftreten oder auch nur, wenn wir nach Hause kommen und froh sind, dass der stressige Tag nun langsam zu Ende geht.
Oft von Menschen mittleren Alters empfunden, z.B. wenn in der kleinen Familie oder auch im Beruf nichts Schlimmes passiert;
tendenziell wir-orientiert;
analog zum Bedürfnis nach Existenzsicherung.
Glückseligkeit: wenn wir weder in Vorfreude oder Aufregung auf etwas sind, noch vor etwas weglaufen wollen, sondern einfach das Gefühl haben, dass es jetzt genau richtig ist, wie es ist.
Diese Art von sozialem Glück wird oft von älteren Menschen erlebt, die schon viel erlebt und überstanden haben;
grenzt an Selbsttranszendenz, wo es darum geht, über sich selbst hinauszuwachsen und sich etwas Größerem zu widmen;
entspricht dem Bedürfnis nach Bezogenheit, also nach Verbundenheit.
[Glückseligkeit ist] ein Zustand des einverstanden Seins und des angekommen Seins, der aber nicht bedeutet, in der Erstarrung zu sein, sondern im Grunde genommen zuhause zu sein, auch der Geborgenheit mit sich selbst in der Welt.
– Tobias Esch
🔎 Aus der Medizin: der Schlüssel für ein gutes Leben
In seinem TED Talk “Was ist ein gutes Leben? Lehren aus der längsten Studie über Glück”, der über 47 Mio. mal angeschaut wurde, deutet Robert Waldinger diesen Datenschatz und teilt drei wichtige Lehren für alle, die sich nach einem erfüllten und langen Leben sehnen.
Was uns (sprichwörtlich) am Ende wirklich glücklich und gesund macht, sind… nicht Ruhm und Geld.
Sondern Beziehungen.
Das sagt der Psychiater, der nicht nur viel Lebenserfahrung, sondern vor allem viele Daten aus der wohl längsten Studie überhaupt hat. Die so genannte Harvard-Study of Adult Development, welche er aktuell leitet, läuft seit über 80 Jahren – und geht weiter.
🧭 Zum Nachdenken und -spüren
Wie fühlt sich Glück in deinem Körper an? Wann warst du zuletzt so richtig happy, wo warst du und mit wem?
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